24. 6. - 10. 9. 2023
15. 7. - 10. 9. 2023
Eine Reaktion auf die Ausstellungseröffnung:
Liebe Frau Czerny, mir fallen folgende Worte ein:
„Ich bin beeindruckt von den unterschiedlichen Ideen der Künstler·innen, Ausdrucksformen für ein Erinnern an die Geschichte des Kinderheims in Maurinmühle zu finden. Das ist alles eng an den historischen Ort und die Erforschung des Geschehens während des Zweiten Weltkrieges gebunden, aber künstlerisch offen als Fragen formuliert, die zum Nachdenken anregen. Was ist mit den Kindern der Zwangsarbeiterinnen passiert? Wer ist dafür verantwortlich und wie gehen wir heute damit um? Damit macht das Projekt eine vergessene Geschichte wieder sichtbar und gesellschaftlich verhandelbar.“
Beste Grüße, Dr. Andreas Wagner, Museumsleiter
2023
Triptychon
Öl,Holz
In der vorigen Ortszeit habe ich das Werk aus der Perspektive eines Kindes gemalt, dieses Mal habe ich mich auf eine Mutter konzentriert, die mit dem Verlust ihres Kindes leben muss. Ich habe mich dafür entschieden, die Mutter symbolisch durch Maria darzustellen.
Es gibt schwarze Flecken oder Löcher im Bereich des Kindes, die eindeutig darauf hinweisen, dass das Kind brutal behandelt worden ist. Das Triptychon mit dem Titel ‚Madonnen ohne Kinder‘ ist eine archetypische Darstellung einer Mutter und des ihr entrissenen Kindes.
Videoinstallation
2023
Länge, 14’59
Toncollage:
Peter Tucholski, Anna Rose, Stephan Deglow, Mechthild Trauzettel, Steffi Böttcher
Performance:
KarenKunkel
2023
Länge, 20’40
Fotos und Stills aus der Videoinstallation
mit Jugendlichen aus der Region Schönberg / Mecklenburg und
aus Orten an der deutsch-polnischen Grenze
STUMMER SCHREI
Woran erinnern wir uns?
Woran wollen wir uns erinnern?
Worte, Klänge, Gerüche
Gefühle, Geschehnisse _
verschwommen, vage
und dann
plötzlich klar
in fotografischer Schärfe
Erinnern, Sprechen, Schweigen, Verschweigen
Die Zeit legt einen Schleier über Gewesenes -
Auch über Schmerz und Scham
Wenn wir ihn heben, sehen wir
das Unfassbare
Wollen wir uns ERINNERN oder doch lieber VERGESSEN
2023
Word Art
Zeichen.
Darin lesbar FUTURE of past.
Die weiteren Elemente formen sich in ihrer Unlesbarkeit zu Symbolen. In ihnen lesen wir unsere eigene Geschichte.
Jede Familie trägt bruchstückhafte Erinnerungen und Erzählungen. Sie transportieren Ahnungen, und sich diesen anzunähern, ist eine Annäherung an eine gemeinsame Wahrheit.
Die Vergangenheit ist vorbei und trotz, wie wegen, teils bewusster und teils unbewusster Bemühungen, sie zu vermeiden, ist sie unabänderlich reale Grundlage unserer Gegenwart und bildet damit unsere Zukunft.
Diese künstlerisch geschaffenen Erinnerungswerke sind eine Zukunft für diese Vergangenheit, genauso wie die Vergangenheit unsere Zukunft bestimmt. Beides ist gleichzeitig wahr.
Ein Flusslauf in der Endmoränenlandschaft Westmecklenburgs:
Der Wanderer, der sich, aus der offenen Landschaft kommend, einem bewohnten Ort nähert, nimmt aus der Ferne Anzeichen einer Besiedelung wahr:
ein eingehegter Nutzgarten, Arbeitsgeräusche, eine Rauchfahne über Baumwipfeln stehend, im Wind wehende Wäsche auf einer Leine.
Wäschestücke, auf einer Leine im Freien hängend:
Ein archaisches Zusammenspiel von Naturelementen und Kulturtechniken. Wind, Luft und Sonne trocknen, reinigen und bleichen Textilien, die in aufwändigen Handwerksverfahren gefertigt wurden.
Wäschezeichen:
Weißwäsche wurde mittels unterschiedlicher Techniken zur Personalisierung mit Zeichen versehen:
wechselnde Streifenfolgen mit farbigen Garnen in das Gewebe hinein gewebt, komplex komponierte Monogramme kunstvoll auf Wäschestücke gestickt, in Bänder eingewebte Initialen an Kleidungsstücke und Wäsche genäht. Zeichen und Spuren eines Menschen.
Ein Tuch:
In unzähligen Arbeitsschritten, voller Hingabe und Kunstfertigkeit gearbeitet. Es wird reinigen, pflegen, schützen, umhüllen.
Neun handgewebte Tücher, versehen mit Wäschezeichen, Monogrammen, Streifencodes. Mit Wäscheklammern auf Wäscheleine, Wäschestange angebracht.
2023
Installation
Maße je Tuch ca. 60cm x 100cm
Cellophanbast, Wäschezeichen, Schnur.
Maurinmühle, ein von Menschen kultivierter Ort:
Eine mit Wasserkraft betriebene Mühle.
Ein Gasthaus mit Pensionsbetrieb.
Ein Sanatorium. Ein Kinderheim.
Immer wird eine Leine mit im Wind wehender Wäsche zum Ort gehört haben.
Ein Gedenkstein auf dem Friedhof von Carlow:
Neun Kinder.
Polnische Kinder?
Namenlos geblieben.
Eine Leerstelle:
Etwas wird verschwiegen.
Etwas wird verdrängt.
Etwas wird vergessen.
Kinder, die nicht benannt wurden.
Kinder die nicht geschützt wurden.
Jeder Mensch hat einen Namen:
Neun Tücher, auf einer Leine im Wind wehend.
Neun Tücher, versehen mit Namenszeichen.
Neun Tücher, die hätten schützen können.
Neun Gebete.
2023
60 x 70 x 4,5 cm
Beton
Kinder_namenlos, die nicht aufwachsen, nicht spielen, nicht lachen, nicht leben durften.
Ein Schweigen liegt schwer über Maurinmühle.
Puppen hätten gute Freunde werden können. Kasperlepuppen hätten den Kindern manche Geschichte erzählt, manche Freude bringen können.
All das hat es nie gegeben, ist zerbrochen, in Beton erstarrt.
Was war alles an Grausamkeit an diesem Ort möglich, ist geschehen und nicht verhindert worden?
Und was ist gegenwärtig und immer wieder und überall an Grausamkeit möglich? Und was nehmen wir davon wahr?
Ich erstarre bei diesen Gedanken.
Werden wir der Kinder noch erinnern?
2023
Partizipative Installation
Tisch ca. 60 x 120 x 80 cm
Tisch, Stuhl, Postkarten
Die Arbeit verbindet unser Erinnern mit unserem gegenwärtigen Tun. Das Publikum wird zu einer persönlichen Auseinandersetzung eingeladen:
Woran willst Du Dich erinnern, um im Frieden sein zu können, welches Verhalten, welches Denken, welches Bewusstsein?
Wie begegnen wir einander und welches Menschenbild brauchen wir, um Hass, Unterdrückung, Ausbeutung und Krieg zu verhindern?
Die Besucherin / der Besucher ist aufgefordert, auf 2 Karten den gleichen persönlichen Erinnerungswunsch zu schreiben. Eine Karte wird sichtbar installiert, eine „zur Erinnerung“ mitgenommen.
2022-2023
ortsspezifische Installation
Tuch, Garn, Holz, Acrylglas, Spiegelfolie
Die Verdichtung bedarf der Auflösung um erkannt zu werden.
In Maurinmühle installiere ich ein Geflecht aus Gefühlen. Die Form sucht die Verbindung zum Ort selbst, indem sie sich den spezifischen Bedingungen ausliefert. Die Zeit, das Wetter und lebende Organismen werden sich in den Stoff einschreiben.
Die systemischen Zuschreibungen spezieller Fürsorgefunktionen als Genesungs-, Erholungs-, Kinder- und Feierabend_HEIM bilden das Gerüst meines Nachdenkens. Mein künstlerischer Prozess überträgt diese Sprachkonstrukte, im Kreuzstich gestickt, auf ein Tuch. Sobald ein Schriftzug vollständig aufgebracht ist, löse ich die Naht des Wortes so weit auf, dass dieser mit dem historisch darauffolgenden Funktionsbegriff überschrieben werden kann. Dieses langsame Durcharbeiten der einzelnen Erzählebenen erlaubt mir, den Faden spezifischer Geschichten zu durchdenken und anzuknüpfen an Fragen über das Vergessen und Erinnern.
2011/23
Installation im Waschhaus des ehemaligen Waisenhauses
Chemopicturale Fotografik auf C-Print, mixed media
„Am mächtigsten wirkt Erinnerung - wo es keine gibt.“
Im Fokus der ortsgebundenen Arbeiten für Maurinmühle im Waschhaus des Waisenhauses stehen existentielle Grundfragen „Fremderinnerte Erinnerung“ - durch chemopicturale Manipulationstechniken wandelt sich das Foto. Auf diese Weise ist eine andere Sicht möglich und lässt so sichtbar werden, was im Ursprungsbild vielleicht verborgen bleibt.
Die Arbeiten der Künstlerin sind keine Abbilder einer vertrauten Realität.
(nach einem Text von Friedrich Rückert)
Bodenarbeit
Länge ca. 7 m
Ziegelsteine
Diese Zeile aus einem Gedicht von Friedrich Rückert hat durch Gustav Mahlers Vertonung eine große Bekanntheit erlangt. Sie thematisiert das Insichgekehrtsein im Gefühl der Trauer und verbildlicht die Einsamkeit des Trauernden. Der Besucher von Maurinmühle wird die im Boden eingelassenen Buchstaben, die im Gras fast wie versteckt wirken, beim Spazieren entdecken und zu einem Satz formen. Die Ziegelsteine nehmen dabei Bezug auf zu den noch sichtbaren vorhandenen Mauerresten des alten Gebäudes und weisen in die Landschaft, wie in ein Verlorensein im Gefühl.
2023
Akustische Installation
Maurinmühle- ein Ort von Natur umgeben und von Ahnungen bewegt. „susurri“ lädt ein, diesen Gefühlen zu lauschen.
Der Wind fängt sich im offenen Rohr und in diesem kleinen Raum entsteht Hörbares. Mit Stille, Konzentration und Zeit kann jede·r etwas wahrnehmen. Ein Singen, ein Klagen, ein Weinen, ein Rufen? Hören ist ein Sinn. Richtig zuhören ist sinnvoll.
Formen, Halme, Metallstäbe - Kinderbettchen? Darüber ein schwebendes Objekt. Zeichen, Worte, Textfragmente ... Eine Collage aus Melodien und Gesängen erklingt. Wiegenlieder - eingesungen von Frauen, Müttern, Großmüttern aus aller Welt - umhüllen den Ort wie ein schützender, zeitloser Raum, verbinden sich mit den Stimmen der Landschaft: Sie erzählen von Liebe, Fürsorge und Sehnsucht. An diesem Ort durften Mütter ihre Kinder nicht schützen. An diesem Ort erklang kein Lied an der Wiege. Die Worte und Klänge gelten diesen Kindern - und all jenen, denen Schutz und Fürsorge verwehrt bleibt.
ORTSZEIT I
Der Auftakt dieser Reihe fand bereits 2010 auf einem ehemaligen Munitionstestgelände statt.
ORTSZEIT II
2021 gibt es eine Folgeausstellung am selben Ort. Die Gruppe der Künstler·innen hat sich verändert.
ORTSZEIT III
Der neue Ort ist ein ehemaliges Kinderheim mitten im Grünen. Doch ersteinmal versuchen wir, mit Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen.
ORTSZEIT IV
Die Ausstellungen finden nun im dritten Jahr in Folge statt.
2023 bespielen wir den Ort um das ehemalige Heim Maurinmühle.
Diese WebSite ist entstanden
in Kooperation mit zeitlupe | Geschichtswerkstatt der RAA | Demokratie und Bildung Mecklenburg-Vorpommern e. V. ,
gefördert aus Mitteln der Freudenberg Stiftung.